"Prosperity Public License" versus "GPL"
Die "Prosperity Public License" entspricht nicht der "offizielle" Definition von Open Source. Sowohl die Free Software Foundation als auch die Open Source Initiative schließen Software, die Nutzungsbeschränkungen enthält, ausdrücklich von der Definition von "Open Source" aus. Aus diesem Grund ist eine verwendete Prosperity-Lizenz keine von OSI genehmigte Lizenz.
GPL und das Nachhaltigkeitsproblem
Ich bin der Meinung, dass die Idee von "Open Source" neu überdacht werden muss.
Der Anspruch, dass "Open Source" Software (OSS) auch für proprietäre Software genutzt werden können soll, hat meiner Meinung nach in letzter Zeit zu einigen Verwerfungen geführt.
In vielen OSS-Projekten sind die Betreuer und Betreuerinnen frustriert oder regelrecht ausgebrannt und wollen oder können die anfallenden Anforderungen nicht mehr erfüllen. Ein Grund unter vielen anderen ist die mangelnde Wertschätzung für die geleistete Arbeit. Damit meine ich nicht das fehlende "Schulterklopfen" und "Beifall klatschen", sondern auch die fehlende Finanzierung solcher OSS Projekte.
Es ist schon sehr desillusionierend für Betreuende, wenn sogar Unternehmen, die u.a. mit der OSS Anwendung bzw. Bibliothek Millionen verdienen, nicht mal bereit sind etwas zu spenden geschweige für diesbezügliche Dienstleistungen zu zahlen. Auch OSS Entwickler und Entwicklerinnen benötigen Geld, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Was, wenn OSS langsam versiegt, weil sich die Betreuenden und Mitentwickelnden zunehmend von OSS abwenden?
Unternehmen welche OSS nutzen, sollten das daraus resultierende Lieferkettenproblem nicht unterschätzen. Nicht selten greift ein OSS-Projekt auf eine Vielzahl von Quellen aus anderen OSS-Projekten zu. Da kann schon mal das eigene Projekt gegen die Wand fahren, wenn eine genutzte OSS-Quelle versiegt. Kann man ein fehlendes Glied in der Lieferkette eventuell noch selbst weiter betreuen, wird es bei mehreren abhängigen OSS-Ressourcen schon schwieriger, da meist ursprünglich dafür kein Budget eingeplant war.
Ein diesbezüglicher interessanter Vortrag ist unter https://www.youtube.com/watch?v=0t85TyH-h04 zu finden.
GPL und monetärer Werte
Vereinfacht gesagt, hat sich das Thema dahin bewegt, dass die einzelnen OSS Entwickler und Entwicklerinnen relativ schutzlos da stehen.
Tausende von ihnen arbeiten unentgeltlich an OSS Anwendungen die von einer Milliardenindustrie ohne nennenswerte Gegenleistung genutzt wird. Ich meine damit nicht die Nutzer und Nutzerinnen von OSS die selber eine Anwendung entwickeln oder eine OSS Anwendung leicht verändern und versuchen diese weiter zu verschenken oder ggf. auch für "kleines Geld" zu vermarkten.
Es sind eher die großen und kleinen Multis, die für ihre Kunden große Anwendungen entwickeln und schon immer den Quellcode mitgeliefert haben. Jetzt halt auch den verwendeten OSS Quellcode.
Oder die unendliche Zahl an Hardware-Herstellern jeglicher Art, die ihren Kunden gerne die angepasste bzw. verwendete OSS Anwendung für die spezielle Hardware im Quellcode mitliefern, ohne diesen wirklich zu veröffentlichen. Es reicht rechtlich aus, nur dem Kunden den Quellcode der OSS Anwendung zugänglich zu machen. Was der Kunde damit darf, kann anderweitig geregelt werden.
Und auch die, welche irgendeine Dienstleistung im Internet anbieten, die teils erheblich auf Basis von OSS entwickelt wurde und wird, sollen nicht unerwähnt bleiben.
Der oder die Erstellenden und Betreuenden der ursprünglichen OSS müssen nicht über die Verwendung "ihrer" OSS informiert werden.
Und wenn die OSS lukrativ und zu viel Widerstand bei der Fehlerbereinigung oder Anpassung von Nutzerwünschen, initialisiert man halt mit viel Mediengetöse einen neun Fork, nimmt ein paar wichtige Beteiligte mit und lässt wieder Enthusiasten und Enthusiastinnen für sich arbeiten.
Darum keine Copyleft-Lizenzen
Copyleft-Lizenzen wie die GPL legt Nutzern von OSS Beschränkungen auf, die eine irgendwie gearteten Offenlegung des OSS Quellcodes erzwingen sollen. Unabhängig ob das OSS Projekt für kommerzielle oder nicht-kommerzielle Zwecke verwendet wird.
GPL in Verbindung mit einer kommerziellen Lizenz ist der Anreiz letztere Lizenz zu erwerben mit der Annahme verbunden, das der Lizenznehmer ein Interesse daran habe, seine Software als "Closed Source" zu vermarkten.
Anstatt die Lizenzkosten davon abhängig zu machen, ob der Lizenznehmer seinen Code auch offenlegen möchte oder nicht, erscheint es doch sinnvoller, die Lizenzkosten an die Einnahme durch die Software des Lizenznehmers zu knüpfen. Wenn also Lizenznehmer teilweise aufgrund der an einem OSS Projekt geleisteten Arbeit Einnahmen erzielen, sollten die Lizenznehmer einen Teil davon mit der Person bzw. den Personen teilen, die die Arbeit geleistet haben, mit der der Lizenznehmer die Einnahmen erzielt.
Hinweis
Der obige Text und sein Inhalt sind stark von Geoffrey Huntley und seinen Kommentaren zu diesem Thema beeinflusst. Ich habe einzelne Textpassagen fast wörtlich übernommen, da mir keine besseren Ergänzungen oder Änderungen eingefallen sind.
Sein inspirierender Text ist unter https://ghuntley.com/licensing/ zu finden.